Jugend und Sport------------------------


Zusammenfassung Stabhochsprung-FK vom 13.11.04

Wichtigste Feststellung ist, dass JEDER Verein Stabhochsprung auf Einführungs- und Motivationsniveau anbieten kann und sollte! Die Meinung, dass man die Ausbildung dieser zugegebenermassen schwierigen LA-Disziplin überhaupt nur den Spitzentrainern in den Stadtvereinen überlassen sollte, um den Kindern ja nichts falsches beizubringen ist FALSCH und völlig kontraproduktiv für die Stabhochbewegung! Leute: springt Stab! Es fägt!!!

Zusammenfassung der Praxislektionen:
Gruppe A: Häufige Fehler und ihre Korrektur
1) Zu tiefe Armhaltung: hohe, hüftnahe Haltung; Griffbreite 50-60cm; evtl. re Hand auf Hüftknochen

2) Linkes Handgelenk unter Ellbogen-Höhe: Handgelenk nach unten abwinkeln + über Ellbogen-Höhe

3) Zu steile Haltung beim Anlauf: beim 4-letzten Bodenkontakt soll Stab waagerecht sein

4) Rechter Arm ist nicht gestreckt: Tiefsprünge, Anspringen an markiertes Tau/Stab, kleine Sprünge aus 3 Anlaufschritten, Königsübung: einhändiges Einstechen aus schiebendem Einstich

5) Mangelhafte Anlauf-Absprungkoordination: Theorie Impuls-Einstich => Ganzkörper-Streckung ist dem Absprung-Bodenkontakt kurz vorgeschaltet! Stabstück mit beiden Armen in die Höhe und dann kleines Sprüngli machen; Dasselbe mit Stabstück nur in der rechten Hand über Kopf haltend; auch aus 1-3 Schritten Anlauf; als fortgesetzte Sprungläufe; aus 4-6 Schritten Anlauf in den Schleifkasten

6) Mangelhafte Absprunghaltung (Vorlage, Knie-hochreissen): Flacher als beim Weitsprung abspringen, Knie wird nur bis zur Horizontalen geführt (eher nach vorne als nach oben): Anlaufen durch BlockX-Bahn - Abspringen/Stabstück beidarmig hoch - "Einfrieren" - und auf Schwungbein landen; Sprung aus 6 Anlaufschritten auf Matte mit Landung im Telemark

7) Eindringen in Stab mittels Blockieren des linken Arms: Der Druck soll aus der eingedrehten rechten Schulter nach vorne drücken. Links lediglich haltenden Gegendruck nach oben aus nicht ganz gestrecktem Arm geben: in weichen Lerc-Stab "reinhüpferlen" (auch mit Zughilfe am Stab); Sprünge bei denen der Springer vom Trainer von hinten in der Luft gehalten wird; Sprünge in den Schleifkasten (versch. Gewichte)

8) Hüft/Beine pendeln zu früh zum Stab sodass es gar nicht zu einer C-Position kommt: Absprungbein bleibt zunächst hinten (Körperspannung): Stab-Tiefsprünge wobei das Bein immer hinter dem Stab bleiben muss; Freier Einstich mit Bein hinter Stab;Partner-Übung mit Hilfestellung (eine Hand bei Schultern, die andere hält das Absprungbein hinten); Springen auf Matte mit Bein hinter Stab (sog. Anpendelsprünge); Sprünge in Stab-Biegung rein (Absprunghaltung beibehalten; v.a. gestrecktes Bein) und dann zurück zur Absprungstelle des Sprungbeins ; Jagodin-Übung

9) Beine werden angehockt (Päckli) um sich Höhe zu "erschwindeln": dieser Fehler ist oft gepaart mit einem Anziehen der Arme: das Aufrollen soll durch eine Klappmesserbewegung zwischen dem permanent gestreckten Absprungbein und dem gestreckt-drückenden rechten Arm passieren. Der Drehpunkt ist in der Schulterachse. Unterstützt wird das ganze durch eine Schulterbewegung nach hinten; Reck anspringen und vom Partner zwischen den Schultern nach vorne drücken lassen; Schulter-Pendeln am Reck; Schulterliegestützen (Liegestütz mit gestreckten Armen); Aufpeitsch-Übungen an Tau und Ringen; Sprünge mit Lerchstäben in die Weite; später das Aufpeitschen mit weichen Stäben bis zum Aufkerzen fortsetzen

Praxis Gruppe B: Vom Stab-Tiefspringen über den Stabweitsprung zum Stabspringen
Mit dieser Gruppe von Leiter mit eher wenig Erfahrungen im Stabhoch-Bereich wurden einführende Übungen und motivierende Wettkampfformen gezeigt, die sowohl in jeder Halle wie auch im Sommer in den Sand ausgeführt werden können.

- Erläuterung der Stabhaltung; Rechtshänder springen links ab (Händigkeit vor Drehseitigkeit vor Füssigkeit)
- Reichhöhe fassen (ev. noch eine Hand höher)
- Sprünge mit Kurzstab als Hopserhüpfen auf der rechten Stab-Seite vorbei (Rechtshänder=Linksspringer)
- Hexenritt
- Freies Springen im Gelände über kleine Hindernisse
- Kernelement Gestreckter Arm! Wichtig! Schwierig weil gegen instinktiven Kauerreflex ankämpfend.
- AKTIV! Stab nach vorne-oben stossen und dann nach unten drücken: Bild des Gondoliere
- TIEFSPRINGEN: Sprünge mit Tau oder mit vom Leiter gesicherten Stab ab dem Kasten: Tarzan!
- TIEFSPRINGEN mit fixieren der Absprunghaltung
- STAB-WEITSPRINGEN: Kids-Cup-Stabweitsprung ab Langbänken. Wer holt am meisten Punkte?
- Turnen: Übungen am Reck wie Aufzug oder Unterschwung (auch mit halber Drehung)
- Wettkämpfli: wer kommt im Unterschwung über die hochgehaltene Schnur?
- Kernelement Ganzkörperstreckung: Zweck = grosser Einstichwinkel
- Anspringen eines Taus oder schräggehaltenen Stabs (rechte Hand muss zur Markierung hoch)
- Mit einem Tau eine Gummischnur überspringen (2-3 Schritte Anlauf oder aus Anspringen)
- Sprünge mit schiebendem Einstich und 4-6 Schritten Anlauf in den Sand oder Kasten
- Dasselbe mit halber Drehung vor der Landung
- So über eine Gummischnur springen = vollwertiges Stabspringen
- Sprung- und Griffhöhe steigern; so sind Sprünge über 2m schnell einmal realisiert

Auf Wunsch dieser Gruppe wird Isidor Fuchser noch eine etwas ausführlichere Zusammenstellung mit diesen und ähnlichen Praxisübungen für den Motivations- und Einführungsbereich anfertigen:
Erledigt am 07.01.2005: Einführung ins Stabspringen (PDF-Datei 800KB)



Gruppendiskussion/Probleme (Auswahl):

Problem:
Fehlende Stäbe
; vor allem die für den Anfängerunterricht geeigneten kurzen, weichen Stäbe sind einer der meistgenannten Gründe, weshalb Stab nicht unterrichtet wird.
Lösungsansatz:

1)
Wer welche hat, könnte/sollte diese Stäbe vermieten Erledigt 12.1.05=> Miete Stäbe/Lektion
2) Mit benachbarten Vereinen zusammenspannen
3) Für den Anfängerbereich reichen selbst gebaute (nur 20.- teure) Bambusstäbe völlig aus.

Problem: Verzicht aufs stäbelen aus Angst, etwas falsches zu unterrichten. Es war erschreckend zu hören, dass viele Leiter aufs stäbelen verzichten, weil sie Angst haben, etwas falsches beizubringen.
Lösungsansatz:

1
)
Nicht-Stabtrainer müssen wieder vermehrt den Mut haben, wenigstens Einführungs- und Spielformen sowie motivierende Stabweitsprung oder sogar Stabsprungformen ins normale Ausbildungsprogramm reinzunehmen. Konkret: das Praxisprogramm der Gruppe B sollte jedes Kind im Grundlagentraining einmal durchprobiert haben. In der reich illustrierten und gratis beziehbaren BLV-Stabhoch-Lehrbeilage können ja die wichtigsten Übungen jederzeit nachgeschlagen werden.
2)
Stabhochtrainer müssen sich der bei Nachwuchs- und Breitensporttrainern weit verbreiteten "Angst" viel bewusster werden und sie deshalb nicht mit unglücklich verallgemeinernden Statements immer wieder neu entfachen. Differenzierung ist gefragt! Ermuntert Jungtrainer, das Stäbelen als Ergänzung der vielseitigen Grundlagenausbildung in den Unterricht einzubauen!
3) Eventuell auch einen Stabtrainer oder jemanden vom BLV-Team um Rat fragen oder sogar für ein Gasttraining einladen (vgl. Mietmöglichkeiten I. Fuchser).

Problem: Wie erkennt man, dass die Athletin einen längeren/härteren Stab braucht?
Lösungsansatz:

Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, da verschiedene Einflussfaktoren reinspielen: Anlaufgeschwindigkeit, Körpergrösse des Athleten, Gewicht des Athleten, Aggressivität des Athleten... Das Gegenteil ist einfacher zu erkennen: Man erkennt einen zu weichen Stab spätestens daran, dass die Biegung so stark wird dass der Stab an der Matte anschlägt; der Stab spickt nicht mehr zurück sondern bleibt fast bis zur Landung in der Biegung. Einen zu kurzen Stab erkennt man oft daran, dass man beim Sprung "über den Stab springt" und er einen nicht mehr in die Höhe trägt (kein "Lift-Gefühl"). Bei einem zu langen Stab rutscht der Springer vom Griff ab oder weicht mit der Schulter nach hinten aus.
Grobe Anhaltspunkte können folgende Erfahrungswerte von Isidor Fuchser sein:
- für 2.20-2.50m brauchten meine 14-16j AthletInnen etwa einen 3.25-3.50m langen Stab
- für 2.50-2.80m brauchten meine 15-17j AthletInnen etwa einen 3.50-4.00m langen Stab
- für 2.80-3.10m brauchten meine 15-17j AthletInnen einen 3.70-4.00m langen Stab
- für 3.20-3.50m brauchten meine 16-18j AthletInnen alle einen 4.30m langen Stab